Feigwarzen / Feuchtwarzen (Condylomata acuminata)
Dabei handelt es sich um eine Virusinfektion des humanen Papillomvirus, allerdings um den so genannten Niedrigrisikotyp. Die Feigwarzen gehören zu den am häufigsten Erkrankungen, die durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen werden. Hier ist eine Kontaktinfektion, aber auch eine Schmierinfektion möglich, und zwar durch den direkten Geschlechtsverkehr, intime Kontakte oder aber Oralverkehr. Deshalb verringern Kondome zwar das Infektionsrisiko, schützen jedoch nicht hundertprozentig, da der Hautkontakt dadurch nicht ausgeschlossen wird. Während der Geburt kann die infizierte Mutter den Virus auf das Neugeborene übertragen. Nur selten gibt es andere Infektionswege.
Bei Männern zeigen sich Läsionen am Penis, die jedoch auch unter der Haut liegen können und deshalb lange unerkannt bleiben. Ein relativ sicherer Test für eine frühere Ansteckung ist der Antikörpernachweis im Blut. Da das Infektionsrisiko verhältnismäßig hoch ist und die Krankheit weit verbreitet, haben sich fast drei Viertel aller Frauen während ihrer sexuellen Kontakte mindestens mit einem Virus vom anogenitalen Typ angesteckt.
Symptomatik, Verlauf und Diagnostik
Die meisten Erkrankungsfälle weisen keinerlei Krankheitszeichen auf. Zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Erkrankung können wenige Wochen, einige Monate, aber selten auch mehrere Jahre liegen, wobei das Ansteckungsrisiko entsprechend hoch ist. Bei Patienten, die keine Feigwarzen aufweisen, besteht die Gefahr, dass sie Virusüberträger sind. Förderlich sind wie bei allen Krankheiten, die das Immunsystem angreifen eine vorher bestehende Schwäche desselben sowie Hautverletzungen, Entzündungen in Verbindung mit einem feuchten Milieu. Bei beiden Geschlechtern können sich die typischen kleinen Warzen im Bereich der Genitalien oder am After bilden, die sich vereinigen. Selbst innerhalb von After, Vagina oder Harnröhre sind Warzen möglich, ebenfalls im Mund – wenn auch hier selten.
Die Patienten verspüren ein Brennen, Schmerzen oder einen mehr oder weniger starken Juckreiz. Größere Zusammenschlüsse von Warzen, Tumorkonglomerate können, wenn sie nicht behandelt werden, aufgehen und stark bluten. Durch die Erkrankung sind die Lebensqualität und vor allem der Sex der Patienten ziemlich eingeschränkt. Bei einem Drittel der Erkrankten kommt es zu einer Spontanheilung der Feigwarzen.
Der Arzt stellt die Diagnose meist durch bloßen Blick, wenn die Warzen vorhanden sind. Sonst kann mit Hilfe von Essigsäure, die betroffene Areale weiß färbt, eine Diagnostik erfolgen, wobei hier einige Erfahrung des Arztes Voraussetzung ist, um die Diagnose sicher zu stellen. Zellveränderungen werden sichtbar und eine Einschätzung hinsichtlich der Ausbreitung ist möglich.
Einen zuverlässigen Nachweis bringt die histologische Untersuchung einer Gewebeprobe, die spezielle Marker sowie Keratosen (Hornveränderungen) aufweist. Ein Abstrich-Test ist auch möglich, wird aber selten durchgeführt. Im Blut lassen sich die Viren nicht nachweisen, der Antikörpernachweis hat keine diagnostische Bedeutung und ist daher nutzlos außer für Forschungszwecke. Warzen in Körperöffnungen werden am besten durch Anoskopie, Kolposkopie oder Proktoskopie sowie Urethroskopie ausgeschlossen. Äußere Warzen sollten aber wegen der Verschleppungsgefahr der Infektion zunächst beseitigt werden. Differentialdiagnostisch müssen gutartige Tumore, Veränderungen an den Talgdrüsen, entartete Veränderungen, Resten vom Jungfernhäutchen und einigen anderen Erkrankungen betrachtet werden. Dafür hilft am ehesten die histologische Untersuchung mit oder ohne einen Virusnachweis-Test.
Als Komplikation bei Feigwarzen kommt ein verstärktes Risiko, an Krebs zu erkranken in Betracht. Auch eine zusätzliche Infektion mit humanen Papillomviren des Hochrisikotyps ist möglich und wird durch die vorhandene Erkrankung begünstigt. Deshalb wird auch beim Abstrich vom Gebärmutterhals dieser Test mit durchgeführt. Ebenfalls bietet ein insgesamt krankhaft geschwächtes Immunsystem gute Voraussetzungen, häufiger zu erkranken als ein sonst gesunder Mensch.
Bei einer Geburt kann ein Kaiserschnitt notwendig werden, da größere Warzen den Durchtritt des Babys durch den Geburtskanal behindern können. Durch den Kaiserschnitt wird das Übertragungsrisiko gesenkt, jedoch nicht ganz verhindert. Bei einer Übertragung während der Geburt kann es beim Neugeborenen zu einer Papillomatose des Larynx (Luftröhre) kommen.
Therapiemöglichkeiten
Eine Operation mit Warzenentfernung ist möglich, ebenso eine Laser-Entfernung, eine Elektrokoagulation, wobei die Warzen abgelöst werden, eine Vereisung mit flüssigem Stickstoff oder Vereisungsspray oder eine Verbrennung mit Kauter (Kauterisierung). Schwellungen und Narbenbildungen können dabei auftreten. Bei einer Warzenentfernung im Afterbereich besteht die Gefahr einer Schließmuskelverletzung, der dann seine Schließ- oder Dehnfunktion verliert.
Die Kauterisierung erfolgt als Verätzung durch Salicylsäurelotion, Mono- oder Trichloressigsäure, Silbernitrat und einer anschließenden Desinfektion mit Sterillium. Auch Zytostatika, wie 5-Fluoruracil oder Podophyllotoxin als Salbe oder Lösung werden eingesetzt. Dazu bietet sich eine Stärkung des Immunsystems mit Hilfe von Interferon und Imiquimod an. Durch die Provokation einer lokal umschriebenen Entzündung werden vermehrt Antikörper und Interferone produziert, die hemmend auf Tumorerkrankungen wirken. Frauen reagieren auf die Creme besser als Männer. Als Nebenwirkungen sind Irritationen mit Schmerzen möglich. Die Anwendung auf längere Sicht erfordert einen starken Willen beim Patienten. Kondome bieten zwar keinen zuverlässigen Schutz, minimieren aber das Ansteckungsrisiko, wie bei allen anderen sexuell übertragbaren Krankheiten auch.
Alternative Heilmittel sind Teebaumöl und Thuja, auch andere pflanzliche Mittel, deren Wirksamkeit aber nicht nachgewiesen und daher umstritten ist. Die Forschung hat ein neues Medikament entwickelt, das 2008 auf den Mark kommen soll und auf Auszügen aus grünem Tee basiert. Es unterstützt das Immunsystem und hat eine niedrige Rückfallquote. Impfungen befinden sich im klinischen Testlauf. Ein heutiger Impfstoff bietet prophylaktisch Schutz vor den Feigwarzen. Therapeutische Impfungen sollen das Immunsystem dazu bewegen, die infizierten Zellen abzuweisen.